Montag, 4. November 2013

Stelzhamer

Sieht man sich in Huebers Umfeld näher um, so ist ein Kontakt besonders interessant, nämlich der zu Franz Stelzhamer, den Hueber in der einzigen Karikatur, die es über den zumindest in OÖ prominenten Mundartdichter gibt, verewigt hat. Das Gedicht am oberen Blattrand lautet:

Da Bam is mei Sprissl,
Mei Haus is da Wald
Und amal in an Winta
Da stirb i halt.

Ich stoße auf eine Rede vom oberösterreichischen Landeshauptmann Pühringer: Natürlich sei unser "Hoamatland" untrennbar mit den beiden Persönlichkeiten verbunden, denen wir es "verdanken": Franz Stelzhamer und Hans Schnopfhagen.
"Gerade die Person Franz Stelzhamer wurde ja in den letzten Jahren immer wieder kritisch hinterfragt, das soll (...) nicht verschwiegen werden. Auf Initiative des StifterHauses hat es daher intensive Forschungsarbeiten zu den dunklen Seiten im Leben und Werk Stelzhamers gegeben. Wir müssen klar bekennen: ja, es gibt antisemitische und politisch bedenkliche Texte von Franz Stelzhamer. Das können, werden und wollen wir nicht verschweigen. Ganz im Gegenteil: Wir dokumentieren es, zeigen es auf. Es gibt aber auch den Franz Stelzhamer, der gerade mit seinen Dorfgeschichten die sozialen Probleme seiner Zeit, das ländliche Leben, so wie er es erlebt hat, ungeschminkt aufgearbeitet hat. Diese beiden Seiten gibt es, beide Seiten gilt es zu sehen. Die Person Stelzhamer ist unteilbar, all ihre Facetten sind zu sehen und das tun wir auch."
Kritische Texte von Stelzhamer - fernab von "Hoamatland": Siehe da, 1852 ist im "Bunten Buch" ein mit "Jude" betitelter Text erschienen, der weit über die Grenzen des damals salonfähigen Antisemitismus hinaus geht. Ein kurzer Auszug genügt.
"Kein Volk der Erde hat nach seinem politischen Ableben mit einer solchen Zähigkeit, ja völligen Unumbringbarkeit fortgedauert, wie der Jude. (...) In alle Winde zerstreut, schlingt er sich, bald dünner, bald breiter, immer aber im innigsten Zusammenhang in fast unerforschlichen Windungen und Krümmungen, ein Riesenbandwurm, um die Ernährungsorgane eines jeden kultivierten Staatskörpers, und wie oft man ihn auch abzutreiben versucht hat, man gewann (...) bis jetzt stets nur größere oder kürzere Stücke, nie aber den Kopf selbst (...)"
Der Text ist im Eigenverlag in München herausgegeben worden. Hueber kannte Stelzhamer und München war wohl auch damals noch Huebers örtlich wichtigster Bezugspunkt (er war nach dem Studium noch lange Mitglied des städtischen Kunstvereins). Leider ist auch diese Karikatur undatiert, wird aber anhand Stelzhamers dargestelltem Alter in verschiedenen Quellen mit "um 1860" angegeben. Hueber hat sich hin und wieder selbst als Mundartdichter versucht.  
Hatte er je feste Überzeugungen? 

Zur Erinnerung:

Die ersten beiden und die letzte Strophe des Gedichtes "Hoamatgsang" von Franz Stelzhamer wurden 1952 zur Landeshymne erklärt.

1. Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern!
   Wiara Kinderl sein Muatter, a Hünderl sein Herrn,
   wiara Kinderl sein Muatter, a Hünderl sein Herrn.

2. Duri's Tal bin i g'laffn, af'n Höcherl bin i glegn,
   und dein Sunn hat mit trückat, wann mi gnetzt hat dein Regn,
   und dein Sunn hat mit trückat, wann mi gnetzt hat dein Regn.

3. Deine Bam, deine Staudna san groß worn mit mir,
   und sie bliahn schen und tragn und sagn: Machts a wia mir,
   und sie bliahn schen und tragn und sagn: Machts a wia mir.

4. Am schönern macht's Bacherl, laft allweil tala,
   aber's Herz, vo wo's aua rinnt, 's Herz, des laßts da,
   aber's Herz, vo wo's aua rinnt, 's Herz, des laßts da.

5. Und i und die Bachquelln san Vetter und Moahm,
   treibts mi, wo da wöll, umma, mein Herz is dahoam,
   treibts mi, wo da wöll, umma, mein Herz is dahoam.

6. Dahoam is dahoam, wannst net fort muaßt, so bleib,
   denn die Hoamat is ehnta da zweit' Muatterleib,
   denn die Hoamat is ehnta da zweit' Muatterleib.

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