Dienstag, 5. November 2013

Werke von Hans Hueber

Mir wurden zwei Abbildungen bisher unveröffentlichter Werke Huebers zur Verfügung gestellt. Danke!

Landschaftsdarstellung  
Zeichnung, Bleistift auf Papier, 13,5 x 16,5 cm.
unsigniert, undatiert. Privatbesitz

Die Zeichnung wurde mit Bleistiften verschiedener Härtegrade gefertigt. Im Vordergrund skizzierte Hueber sehr frei, der Hügel links ist für seine Verhältnisse grob schraffiert. Im Fluchtpunkt des Bildes befindet sich eine nicht näher definierte Figur, die auf ein Ortszentrum mit Kirche und Turm zuzugehen scheint. Dieser Gegensatz zwischen klar formulierter Landschaft und der nur andeutungsweisen Darstellung des Menschen ist typisch für den Künstler. Zur Staffagefigur degradiert dient der Mensch als bloßes Mittel zur Darstellung der Größenverhältnisse - wie übermächtig die Bäume, wie nichtig er selbst. Vergleiche mit anderen Hueber-Zeichnungen müssten hinsichtlich der architektonischen Darstellung leicht Aufschluss geben um welche Gegend es sich hier handelt.



Gartenlaube 
Öl auf Karton, 13 cm
unsigniert, undatiert. Privatbesitz

Man kann kaum von "Architekturdarstellung" sprechen, so untrennbar ist die fein gemalte Gartenlaube mit der Natur verbunden. Die Bildkomposition und die Kreiszeichnung auf der Rückseite lassen darauf schließen, dass das Werk nicht beschnitten worden ist. Die junge Frau mit Hut wendet sich uns zu, eine weitere steht im Schatten.




Zu Huebers Zeit gab es übrigens "Die Gartenlaube - Illustrirtes Familienblatt" (ab 1853), die erste große deutsche Massenzeitschrift, ein Vorläufer von modernen Illustrierten. Sie ist eine wichtige Quelle zur deutschen Kulturgeschichte v.a. bezüglich der veröffentlichten Fortsetzungsromane. Der bekannteste unter den Autoren war Theodor Fontane. Auch der unten genannte gebürtige Oberösterreicher Hermann von Schmid konnte in der "Gartenlaube" veröffentlichen, besonderen Erfolg hatte er in den 1860er Jahren (u.a. mit dem Dorfroman "Huberbäuerin"). Es ist möglich, dass Hueber auf das Blatt, das sehr verbreitet war und u.a. in Kaffeehäusern aufgelegen ist, indirekt Bezug nahm, zumindest war die Gartenlaube als Thema aktuell und allen bekannt. Viele zeitgenössische Künstler arbeiteten als Illustratoren für das Blatt, u.a. Eugen Neureuther, einer jener Künstler, mit denen sich Hueber 1843 zum "Münchner Radirklub" zusammen geschlossen hatte. Hueber selbst finde ich nicht unter ihnen.







Montag, 4. November 2013

Stelzhamer

Sieht man sich in Huebers Umfeld näher um, so ist ein Kontakt besonders interessant, nämlich der zu Franz Stelzhamer, den Hueber in der einzigen Karikatur, die es über den zumindest in OÖ prominenten Mundartdichter gibt, verewigt hat. Das Gedicht am oberen Blattrand lautet:

Da Bam is mei Sprissl,
Mei Haus is da Wald
Und amal in an Winta
Da stirb i halt.

Ich stoße auf eine Rede vom oberösterreichischen Landeshauptmann Pühringer: Natürlich sei unser "Hoamatland" untrennbar mit den beiden Persönlichkeiten verbunden, denen wir es "verdanken": Franz Stelzhamer und Hans Schnopfhagen.
"Gerade die Person Franz Stelzhamer wurde ja in den letzten Jahren immer wieder kritisch hinterfragt, das soll (...) nicht verschwiegen werden. Auf Initiative des StifterHauses hat es daher intensive Forschungsarbeiten zu den dunklen Seiten im Leben und Werk Stelzhamers gegeben. Wir müssen klar bekennen: ja, es gibt antisemitische und politisch bedenkliche Texte von Franz Stelzhamer. Das können, werden und wollen wir nicht verschweigen. Ganz im Gegenteil: Wir dokumentieren es, zeigen es auf. Es gibt aber auch den Franz Stelzhamer, der gerade mit seinen Dorfgeschichten die sozialen Probleme seiner Zeit, das ländliche Leben, so wie er es erlebt hat, ungeschminkt aufgearbeitet hat. Diese beiden Seiten gibt es, beide Seiten gilt es zu sehen. Die Person Stelzhamer ist unteilbar, all ihre Facetten sind zu sehen und das tun wir auch."
Kritische Texte von Stelzhamer - fernab von "Hoamatland": Siehe da, 1852 ist im "Bunten Buch" ein mit "Jude" betitelter Text erschienen, der weit über die Grenzen des damals salonfähigen Antisemitismus hinaus geht. Ein kurzer Auszug genügt.
"Kein Volk der Erde hat nach seinem politischen Ableben mit einer solchen Zähigkeit, ja völligen Unumbringbarkeit fortgedauert, wie der Jude. (...) In alle Winde zerstreut, schlingt er sich, bald dünner, bald breiter, immer aber im innigsten Zusammenhang in fast unerforschlichen Windungen und Krümmungen, ein Riesenbandwurm, um die Ernährungsorgane eines jeden kultivierten Staatskörpers, und wie oft man ihn auch abzutreiben versucht hat, man gewann (...) bis jetzt stets nur größere oder kürzere Stücke, nie aber den Kopf selbst (...)"
Der Text ist im Eigenverlag in München herausgegeben worden. Hueber kannte Stelzhamer und München war wohl auch damals noch Huebers örtlich wichtigster Bezugspunkt (er war nach dem Studium noch lange Mitglied des städtischen Kunstvereins). Leider ist auch diese Karikatur undatiert, wird aber anhand Stelzhamers dargestelltem Alter in verschiedenen Quellen mit "um 1860" angegeben. Hueber hat sich hin und wieder selbst als Mundartdichter versucht.  
Hatte er je feste Überzeugungen? 

Zur Erinnerung:

Die ersten beiden und die letzte Strophe des Gedichtes "Hoamatgsang" von Franz Stelzhamer wurden 1952 zur Landeshymne erklärt.

1. Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern!
   Wiara Kinderl sein Muatter, a Hünderl sein Herrn,
   wiara Kinderl sein Muatter, a Hünderl sein Herrn.

2. Duri's Tal bin i g'laffn, af'n Höcherl bin i glegn,
   und dein Sunn hat mit trückat, wann mi gnetzt hat dein Regn,
   und dein Sunn hat mit trückat, wann mi gnetzt hat dein Regn.

3. Deine Bam, deine Staudna san groß worn mit mir,
   und sie bliahn schen und tragn und sagn: Machts a wia mir,
   und sie bliahn schen und tragn und sagn: Machts a wia mir.

4. Am schönern macht's Bacherl, laft allweil tala,
   aber's Herz, vo wo's aua rinnt, 's Herz, des laßts da,
   aber's Herz, vo wo's aua rinnt, 's Herz, des laßts da.

5. Und i und die Bachquelln san Vetter und Moahm,
   treibts mi, wo da wöll, umma, mein Herz is dahoam,
   treibts mi, wo da wöll, umma, mein Herz is dahoam.

6. Dahoam is dahoam, wannst net fort muaßt, so bleib,
   denn die Hoamat is ehnta da zweit' Muatterleib,
   denn die Hoamat is ehnta da zweit' Muatterleib.